Abgeschleppt in Miami

Nicht so, wie ihr denkt (leider)

Wenn der Artikel von Michele geschrieben worden wäre, hätte er wahrscheinlich erzählt, wie er ein heißes Miami-Girl abgeschleppt hat. Aber nein, hier geht es um die andere Art des Abschleppens. Die wohl schlimmste Erfahrung für jeden, der ein Auto besitzt. Man parkt auf einem Parkplatz, geht schnell etwas abholen bei der Post, ist sowieso schon in Eile und übersieht dazu auch noch ein Schild. Man kommt nach 10 Minuten zurück zum Parkplatz – Auto weg. Die Panik kann man ansatzweise nachvollziehen. Ey mann, wo ist mein Auto? Dieser Film ist wohl jedem ein Begriff. Wir haben es hautnah erlebt und lasst euch gesagt sein, es ist kein Spaß. In Deutschland ist es schon kein Spaß, aber in den USA ist es der reine Horror.

Wir glauben, dass wir hier ein wenig ausholen müssen. Hier unsere Geschichte und Ratschläge.

Parken in Miami

Wir hatten uns für den „American Way of Life“ entschlossen und einfach so richtig das Touristen-Klischee zu erfüllen. Wir haben uns ein Auto gemietet, um damit nach Key West zu fahren und etwas unabhängiger zu sein. Uber funktioniert in Amerika zwar fantastisch, aber dennoch ist es mit dem eigenen Auto etwas entspannter.

Parken in Miami Beach ist eigentlich recht simpel. Es gibt zahlreiche Parkhäuser, in denen man unkompliziert und vor allem sicher parken kann. Der Nachteil daran: Es ist wahnsinnig teuer. Zwar findet man an der ein oder anderen Ecke immer wieder Schilder und Parkeinweiser, die mit günstigen Tarifen um die Wette buhlen, aber im Grunde zahlt man für 8 Stunden parken zwischen 25 und 40 Dollar. Hätten wir gewusst, dass es noch teurer geht, wären wir definitiv ins Parkhaus gefahren.

Towing away

Wie wir schon erwähnt hatten, hatten wir in der 15th Street ein Apartment gemietet. Wir hatten über AirBnB mit unserem Host geschrieben und sie meinte: Parkt auf keinen Fall in der Strasse, sondern nutzt die öffentlichen Parkplätze. Und trotz allem sind wir von Block zu Block gefahren und haben uns gedacht: Was soll denn schon passieren? Wir haben geparkt in einer Seitenstrasse und sind gemütlich zum Apartment gelaufen. Michele ist dann nochmals kurz etwas besorgen gegangen und irgendwie hatte er so ein Gefühl. Er lief nochmals zum Auto – es waren gerade mal 15 Minuten vergangen, seitdem wir geparkt hatten. Völlig aufgelöst kam er zurück: Das Auto ist weg. Ich dachte erst, er will mich doch einfach nur veräppeln. Ich zog mir schnell meine Flip Flops an und ging mit ihm zum Parkplatz. Dort, wo vorher unser Auto stand, stand nicht unser Auto. Mein Magen zog sich komplett zusammen. Und was nun tun? Wo ist unser Auto? Wen anrufen? Ich meine, wir waren in den USA, der Sprache zwar einigermaßen mächtig, aber mal ehrlich… Da bricht man erstmal in Panik aus. Mal abgesehen davon, dass wir bereits 22:30 Uhr abends hatten.

Wir haben erstmal bei der Polizei angerufen und das Nummernschild durchgegeben… Und da hatten wir es: Das Auto wurde abgeschleppt. Man gab uns den Namen und die Adresse des Abschleppunternehmens – 20 Minuten zu Fuß. Wir haben erstmal angerufen. Das Unternehmen: Beach Towing Services. Mal ehrlich, der Name Services in diesem Unternehmensnamen ist schon wirklich absurd. Bereits am Telefon stellte sich raus, dass hier Höflichkeit und Verständnis nicht gerade an der Tagesordnung lagen. Man bestätigte uns, dass unser Auto vor Ort war und wir als Besitzer vorbeikommen sollten. Was Besitzer wirklich bedeutet, sollte sich noch herausstellen. Wir machten uns auf den Weg, angemerkt ich immer noch in Flip Flops. Während des 20-minütigen Spaziergangs war ich damit beschäftigt, meine Schuhe an den Füßen zu halten (jede Frau weiß, dass man mit Flip Flops nicht lange Strecken laufen kann) und Michele zu beruhigen, der ohne Pause auf der Straße lautstark fluchte (in sämtlichen Sprachen, die er spricht wohlgemerkt).

Dort endlich angekommen, den Tränen nah und mit einem hochroten Kopf, begrüßte uns ein grimmig drein schauender Mann, die Augenbraue hochgezogen bis zum Anschlag, an einem Schalter mit einem Nicken und den Worten: „What do you want?“. Wir erklärten unsere Situation, beschrieben unser Auto, man fragte uns nach den Papieren. Diese hatten wir im Auto. Michele wurde durch das Tor gelassen, um die Papiere zu holen. Ich wurde mehr als nervös; ob er je wiederkommt? Während dessen studierte ich die Tafel, die rechts neben dem Schalter hing. 300 Dollar? 300 DOLLAR? Und so war es auch. Man erklärte uns, dass wir 300 Dollar zu zahlen hatten, um unser Auto zurückzubekommen. Ärgerlich, aber nun gut – es war unsere eigene Schuld. Michele versuchte es mit Diskutieren, dann mit Erklären der Situation, dann mit Jammern und wir merkten sehr schnell, dass mit den Herren nicht zu spaßen war.

Besitzer oder nicht Besitzer, das ist hier die Frage.

Es stellte sich das nächste Problem heraus: Wir waren nicht die Besitzer des Autos, sondern lediglich die Mieter. Unsere Mietwagen-Firma Alamo sei der Besitzer und auch nur diese dürfen das Auto abholen. Wir haben uns erstmal auf die Treppe gesetzt und Alamo angerufen. Wir hatten eine sehr nette und ambitionierte Dame am Telefon, die mit uns alles durchgegangen ist und die Unterlagen ausgefüllt hat, um sie dann an das Abschleppunternehmen zu schicken. Nächstes Problem: Sie nehmen die Unterlagen so nicht an und überhaupt haben sie weder ein Fax, noch eine Email-Adresse. Entschuldigung, wer es glaubt! Es sollten Unterlagen sein, die notariell beglaubigt sind. Selbst die Dame von Alamo war mehr als überrascht, hatte sie so noch nie gehört.

Was bedeutete das für uns, fragt ihr euch? Wir sollten zu Alamo fahren, bemerkt am Miami Airport und 45 Minuten mit dem Bus, die Unterlagen holen, zurückfahren und diese abgeben inkl. der 305 Dollar. Und nochmals, wir hatten mittlerweile 23:30 Uhr und wirklich weder Nerven noch Lust. Und so hatten wir uns entschlossen, das Auto nochmals für 30 Dollar beim Abschleppunternehmen zu lassen. Das Parkhaus hätte uns genauso viel gekostet, also warum wegen 30 Dollar noch rummachen.

Natürlich sind wir wieder nach Hause gelaufen – ich immer noch in Flip Flops, Michele immer noch am Fluchen. Wir sind völlig erschöpft um 00:30 Uhr ins Bett gefallen, um morgens um 6 Uhr zum Flughafen zu fahren. Wir wollten schließlich nach Key West.

Es gibt sie noch.

Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, dass wir keine gute Nacht hatten. Das Glück war zwei Tage so wenig auf unserer Seite, dass wir überhaupt nicht daran glaubten, dass es je wieder zurückkommen würde. Wir sind zum Flughafen gefahren, morgens um 7 Uhr, um die Papiere abzuholen. Wir hatten die Situation etwas verdaut, aber uns immer noch wahnsinnig geärgert über die Unhöflichkeit und das Behandeln der Kunden des Abschleppunternehmens „Beach Towing Services“. Pfff, Services… Darüber muss ich immer noch lachen. Am Flughafen angekommen, haben wir dem wieder sehr höflichen Mitarbeiter am Schalter unsere Situation erklärt. Und zack, da war es wieder unser Glück. Der Mitarbeiter bot uns ein neues Auto an, da er diese Situation bereits kannte. Er erklärte uns, dass es besser sei, dass Alamo direkt das Auto abhole, da es wohl ein riesen Akt sei und sich das Abschleppunternehmen immer noch weigern könnte, um noch mehr Gebühren für das Parken zu bekommen. Für uns eine wahnsinnige Erleichterung, allerdings nicht für unseren Geldbeutel. Auch Alamo berechnete uns für diesen Service nochmals 130 Dollar. In der Summe kostete uns dieser Spaß 485 Dollar.

Was man allerdings sagen muss: Es gibt sie noch – die Mietwagenunternehmen, die sich wirklich noch für ihre Kunden interessieren. Zwar ist Alamo bei Google schlecht bewertet, aber das können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Wir sind sehr dankbar für die Hilfe und das unkomplizierte Handhaben.

Vor dem Parken ist nach dem Parken

Nach diesem Erlebnis hat Michele eine chronische Parkangst entwickelt, die mit nach Deutschland geschwappt ist. Ich glaube, er hat mich in den 5 Tagen mit dem Auto mindestens 25 Mal gefragt: Darf man hier parken? Als wir den Mietwagen zurückgegeben haben, haben wir so einiges mehr erfahren.

Achtet immer auf die Schilder „Towing Away Zone“, die quasi überall zu finden sind. Übersetzt heißt das Abschleppzone und in Miami und ganz USA geht das mehr als schnell, wie man gemerkt hat. Wir haben erfahren, dass man in Miami durchschnittlich in 10 Minuten abgeschleppt wird. Wie geht das, fragt ihr euch? Naja, es gibt sehr viele Einwohner in Miami, die mit Abschleppunternehmen Verträge haben, um sich so ein wenig etwas nebenbei zu verdienen. Es gibt sogar spezielle Spitzel, die den ganzen Tag nichts anderes machen. Vor allem Touristen tappen gerne mal in diese Falle.

Anscheinend ist das Unternehmen „Beach Towing Services“ dazu auch noch sehr bekannt und es gibt dazu auf YouTube sogar eine Serie, die nur darüber gedreht wurde. Einfach mal auf YouTube eingeben und ihr findet zahlreiche Videos, wie man in Miami damit umgeht. Im Vergleich zu anderen hatten wir demnach echt Glück.

Good to know

Wo kann man günstig parken?

Unsere Antwort: Nirgends. In Miami kostet das Parken einfach Geld. Die Parkhäuser liegen bei 20 – 35 Dollar pro Tag. Am Straßenrand parkt man für 4 Dollar die Stunde. Aber wie man gesehen hat, lohnt sich das, um sicher und entspannt zu sein. Man sollte eher kritisch sein, wenn ein Parkplatz umsonst ist, denn da steckt meistens auch eine Falle dahinter. Wir empfehlen auf jeden Fall: Parkt nur da, wo es auch wirklich erlaubt ist, um euch Ärger zu ersparen.

Was ist Valet Parking?

Wie schon erwähnt, findet man an den Straßen häufig Parkeinweiser, die mit günstigen Parkplätzen werben. Viele Hotels und Restaurants bieten Valet Parking an. Für ca. 20 Dollar wird das Auto von dem Mitarbeiter weggefahren, der dieses dann in einem Parkhaus oder auf einem Parkplatz parkt. Aber sehr viel günstiger als ein Parkhaus ist das auch nicht und im Grunde weiß man nicht, wo sein Auto am Ende landet. Sicher ist es trotzdem.